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Schon so lange hier?

Tatsächlich sind wir jetzt schon zwei Wochen hier und haben bereits so viel erlebt. Es fühlt sich zum Einen viel länger an und zum Anderen ist es so, als hätten wir hier noch nicht viel Zeit verbracht. Und dieser Mix aus beiden Gefühlen ist ab und zu ziemlich verwirrend. Aber lest selber, was diese Woche so passiert ist…

Die erste Arbeitswoche: Die Arbeit ruft! Und schon ist die erste Arbeitswoche vorbei, kaum zu glauben. Am Montag ging es für uns das erste Mal an die Parkside Primary School, um mit unserer Aufgabe zu beginnen. So bekamen wir von den Abrahams, einem Lehrerehepaar, den neuen Stundenplan und ein paar Erklärungen mit an die Hand, sowie eine Freiwillige (Steffi) hier aus East London, die uns zu unserer ersten Klasse begleitete und den Anfang der Stunde mitmachte. Gemeinsam mit der 2a, einer Afrikaans Klasse begann der Montagmorgen für Lasse und mich und startete auf der Rasenfläche vor dem Schulgebäude in einem Kreis. Mit dem sehr beliebten Spiel „who is scared of the lion?“ bei uns als „Wer hat Angst vor’m schwarzen Mann?“ bekannt, begann. Anschließend zeigte Steffi uns immer wo wir die nächste Klasse finden würden und überließ uns anschließend die Gestaltung des Unterrichts. Zunächst hatten wir uns zwar ein paar Spiele aus einem Spielekatalog herausgeschrieben, fragten in der ersten Woche dennoch immer die Kinder, was sie gerne spielen würden. So bekamen wir ein Gefühl für die Lieblingsspiele. Die erste Woche handhabten wir es zumeist so, dass wir zunächst gemeinsam mit der gesamten Klasse ein Spiel gemeinsam spielten und anschließend zweigeteilt weitermachten. So bot Lasse an Fußball zu spielen und gestaltete somit den Unterricht für die Jungs und ich wechselte zwischen verschiedenen kleinen Spielen mit den Mädchen. Dadurch, dass wir die Klasse aufteilten, ließ sich die große Anzahl an Schülern besser bewältigen, da wir Klassen mit bis zu 48 Schülern bislang schlichtweg nicht gewohnt waren. Da es bereits in der ersten Woche an einem Tag 36 Grad heiß wurde und an der Schule kein Wasser floss, fiel somit auch der Unterricht für uns aus und wir hatten nur eine Klasse in der ersten kühlen Morgenstunde. Auto: Normalerweise haben wir hier in East London zwei Autos zur Verfügung und sind sehr dankbar über die Möglichkeit. Denn wie es ohne ist, haben wir in der vergangenen Woche erlebt. So funktionierte eines unserer zwei Autos schon seit dem ersten Abend nicht mehr und befand sich seitdem in der Werkstatt. Glücklicherweise hatten wir in der ersten Arbeitswoche ein Leihauto zur Verfügung. Unter „klein und billig“ verstand der Autoverleih jedoch etwas anderes als wir und so kamen die Jungs mit einem Ford Fokus vom Flughafen. Den unerwarteten Luxus genossen wir für die eine Woche.

Am Wochenende mussten wir dann den anderen funktionierenden Wagen an die Gruppe aus Berlin abgeben, da deren Caddy nicht mehr zu ihren Diensten stand und ebenfalls in die Werkstatt musste. So bekamen die sechs Freiwilligen den Opel Corsa von uns und wir hatten ab Montag Abend kein Auto mehr in East London, da der Ford wieder abgeben werden musste. Am Dienstag morgen machten sich Johannes und Lasse mit dem seit Beginn nicht funktionierenden VW Polo auf den Weg nach Port Elisabeth. Nicht funktionieren heißt in dem Fall, dass sich die Fahrertür nicht schließend ließ und drohte bei der Fahrt abzufallen. Warum Port Elisabeth? Dort fuhren die beiden hin, um das Auto dem Vermieter im Tausch für einen neuen Wagen wieder zu geben. Wie sich vor Ort herausstellte mussten jedoch zwei Autos gemietet werden, da der Caddy aus Berlin nicht mehr zu reparieren war. Somit behält Berlin den Opel Corsa, da es sich dabei um einen Fünfsitzer handelt und wir haben seitdem einen weißen und einen grünen VW City Golf auf unserem Grundstück stehen.

Oh Wunder, der grüne musste Montag in die Werkstatt, da er seit Freitag nicht mehr fahren wollte und der Austausch eines kleinen Teils nicht die Lösung war.

So stellt zunächst der Montag eine Herausforderung dar, weil alle mit einem Auto zur Arbeit kommen müssen. Mal sehen wie das klappt.

Austauschtage: Aufgrund des fehlenden Transports, konnte ich am Dienstag und am Donnerstag leider nicht an meiner Schule arbeiten. Die A.W. Barnes, an der Victoria und Johannes arbeiten, konnte uns jedoch an den beiden Tagen zur Schule fahren. Mit einem kleinen Minibus wurden wir zuhause abgeholt und um viertel nach zwei wieder nach Hause gefahren. Zwar arbeiten wir alle noch nicht lange an unseren Schulen und von eingestellter Routine kann noch nicht die Rede sein, aber dennoch erkennt man schon jetzt so einige Unterschiede an den Schulen. Alleine zu Beginn der Unterrichtsstunde begann Victoria immer mit einem „ Good morning“, woraufhin die Kinder mit einem „Good morning coaches! How are you today?“ antworteten und Victoria daraufhin mit einem „I am fine and you?“ reagierte und die Kinder mit einem „We are fine. Thank you“ die Unterhaltung beendeten. In den Pausen an der Barnes herrschte im staff room, dem Lehrerzimmer, immer ein reges Treiben. So verbrachten alle Lehrer ihre Pausen gemeinsam an mit Tischdecken geschmückten Tischen und aßen gemeinsam. An der Parkside sitzen immer nur drei bis vier Lehrer regelmäßig im staff room. Der Rest verbringt die Pausen in den Klassenräumen. So sangen die Lehrer der Barnes auch gemeinsam für einen der Kollegen ein Geburtstagsständchen. Aber auch nicht so freudige Ereignisse, wie den Tod, teilen sie in gemeinsamer Runde. Trauerfeier: So wurden wir von Mr. Gamiet zu einer privaten Trauerfeier eingeladen. Gemeinsam mit ein zwei anderen Lehrern und dem Schulleiter fuhren wir am Dienstag nach Schulschluss im kleinen Schulbus in den Ortsteil Buffalo Flat, in dem nicht nur Mr. Gamiet sondern auch eine Kollegin der Barnes wohnt. Diese hatte ihre Mutter verloren, um die in gemeinsamer Runde getrauert wurde. So versammelte sich das Kollegium im Wohnzimmer der Familie und nahm auf Stühlen Platz, die in mehreren Reihen angeordnet waren. In der einen Ecke des Zimmers stand ein Tisch mit zwei Fotos und Blumen, sowie einer brennenden Kerze. Zunächst stand Mr Gamiet vorne und wandte sich in verständnisvollen Worten an die Familie und die Anwesenden und leitete die Trauerfeier in gewisser Weise. Anschließend zitierte eine Lehrerin die Bibel und bezog sich anschließend auf die Textstellen. Der Familie wurde Trost, Verständnis und Mitgefühl ausgesprochen, sowie das Versprechen gemacht immer da zu sein, wenn Hilfe benötigt würde. Nachdem zwischendurch zwei Lieder gesungen wurden sprach auch noch einmal die Schwester der Verstorbenen und bedankte sich auch für Victorias und meine Anteilnahme. Danach erhoben sich alle und gingen in den Nebenraum, in dem ein kleines Buffet mit Leckereien aufgebaut war. Anschließend hat man sich noch einmal beim gemeinsamen Essen unterhalten und dann ging es auch schon wieder zurück zur Schule und dann nach Hause. Auf dem Heimweg erklärte uns Mr. Gamiet, dass die Hinterbliebenen in dem Zeitraum zwischen Tod und Beerdigung jeden Abend eine Art Totenwache bei dem Verstorbenen halten und die Zeit somit für die Familienangehörigen sehr auszehrend ist.

Waves for Change: Am Donnerstag ging ich das erste Mal zu meinem neuen Nachmittagsprojekt. In dem „Handover Document“ von Joe, meinem Vorgänger, hatte ich von diesem Projekt erfahren und von Anfang an hat es mich sehr interessiert dort einmal vorbeizuschauen. Zweimal die Woche, Dienstag und Donnerstag, nehmen Kinder der Parkside Primary School an dem Projekt in zwei verschiedenen Gruppen teil. Da es Hauptverantwortliche gibt und nicht ich die Leiterin dieses Projektes bin, kann es bzw. wird dieses Projekt auch nach meinem Aufenthalt weitergeführt und ich stelle zunächst eine Unterstützung da. So handelt es sich bei Waves for Change um eine Surftherapie, die Kindern ermöglicht das Surfen zu erlernen aber gleichzeitig in eine Gemeinschaft aufgenommen zu werden, die nachhaltig sein möchte und den Kindern etwas mit auf den Weg gibt.


Im Groben geht es darum die Kinder aus ihrem Township rauszuholen und ihnen einen Ort zu geben, an dem sie, wenn sie Probleme haben davon weg kommen, aufeinander acht geben und vereint sind im Surfen. „Sport has the power to change the world“, sage ich nur dazu. Waves for Change möchte den Kindern eine Zukunft ohne Gewalt zeigen und ihre Stärken vervorheben, ihnen zeigen, was sie bereits können und ihnen Möglichkeiten an die Hand geben, wie man mit Problemsituationen umgehen kann. Gerne schreibe ich dazu noch einmal einen gesonderten Artikel.

Founder’s Day: Am Freitag feierte die A. W. Barnes die 64. Jährung des Gründungstages und versammelte dazu die gesamte Schülerschaft in der „Aula“ und lud Eltern dazu ein. Die Marimba Band spielte zwischendurch immer mal wieder quirlige und peppige Lieder, Reden von Lehrern und Ehemaligen animierten die Kinder zum Einen diszipliniert zu sein und zum Anderen an sich selbst zu glauben und daran, dass man ein Ziel erreichen könne, wenn man dahinter stehe und kämpfe. Der Schulchor sang den A.W. Barnes Song und eine Schülerin sang ein Solo. Die Schüler wurden in den Ablauf fest mit eingebunden und zeigten ihr Talent und ihre Verbundenheit mit der eigenen Schule.

So wurde am selben Tag auch ein Klassenraum eingeweiht, der mithilfe von Spenden einer ehemaligen Freiwilligen erbaut werden konnte und der Klassenraumknappheit entgegenwirken kann. Sie selber nahm 2012/2013 am FWD teil und sammelte nun zuhause 10.000 Euro Spenden und konnte sich nun in ihrem dreiwöchigen Aufenthalt hier in East London von Ergebnis überzeugen. Dieser Klassenraum trägt nun ihren Namen und bietet einer dritten Klasse Platz zum Lernen.

Auf der Rückseite des Programmheftes steht: „Schools are special places where your best childhood memories reside. You probably met your best childhood friend at school and an remember the funny things that happened during class. You may have had a favorite teacher. You acted in a play, ran a marathon or had an embarrassing moment. You can never forget your first crush, your first date and your first dance at school. Growing up with your friends gives you lifelong memories.“

Dem kann ich nur zustimmen. Kaum aus der Schule heraus, merkt man, wie sehr sie einen doch geprägt hat, wie viele Erinnerungen mit der Schule verbunden sind und wie dankbar man im Nachhinein dafür ist. Denn diese Erinnerungen wird man mit vielen Menschen teilen.

Wasser, Wasser, Wasser: Zwar hatten wir gerade erst Winter hier in Südafrika, dennoch fühlte es sich eher an wie Sommer und der Übergang jetzt in den Frühling eher wie der in den Herbst. Oder zumindest ist der September aktuell wie der April, denn er macht, was er will. Seit dem vergangen Freitag regnete es mal mehr und mal weniger, aber dennoch kontinuierlich und brachte unser Dach an die Belastungsgrenze. An mehreren Stellen im Wohnzimmer und auch zum Schluss in Theresas Zimmer tropften mehr oder weniger große Wassertropfen in regelmäßigen Abständen von der Decke und so standen über das Wochenende mehrere Eimer und Töpfe in unserem Wohnzimmer herum, nachdem der Boden und auch die Matratzen nass geworden waren. Mittlerweile, Sonntagabend, geht es wieder, da es den Tag über nicht mehr geregnet hat, dennoch sind wir erleichtert, dass unser Mentor schnellstmöglich jemanden vorbei schickt, um sich das Dach anzuschauen.

v. li. ich zusammen mit Paula und Victoria. Entschuldigt, dass ich mich als erste nennen muss... Machmal muss man eben auch ein Esel sein.

Joggen: Am Sonntag war ich zusammen mit Paula und Victoria mal wieder laufen. Eine sehr hügelige fast zehn Kilometer lange Strecke, die uns zunächst zum Nahoon Reserve neben Nahoon Beach und Nahoon Reeve führte und anschließend am Wasser entlang zum Eastern Beach und wieder zurück verläuft.

Eine landschaftlich sehr schöne und steigungstechnisch sehr anspruchsvolle Strecke, die zum Ende hin für Erschöpfung sorgt und einen glücklich über die Betätigung nach hause heimkehren lässt.

Bis bald eure Johanna x


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